PM: Die Landeskonferenz der Studierendenschaften MV (LKS) fordert bundesweites 365-Euro-Ticket für Studierende

Im letzten Monat haben sich verschiedene Vertreter*innen der Landesregierung zu einer Anschlusslösung des 9-Euro-Tickets geäußert. Patrick Dahlemann (SPD), Chef der Staatskanzlei, warb für eine Anschlusslösung. [1] Pendler*innen, Azubis und Senior*innen müssten weiterhin kostengünstig den Nahverkehr nutzen können. Im Anschluss unterstützte die Wissenschaftsministerin, Bettina Martin (SPD), die Forderung nach einer Anschlusslösung auch für Studierende, die Dahlemann unbegründet ausklammerte. [2]

Am 01. August 2022 äußerte sich die Ministerpräsidentin, Manuela Schwesig (SPD), gegenüber verschiedenen Medien und warb ebenso für eine Anschlusslösung des 9-Euro-Tickets. Bund und Länder müssten dabei eine einvernehmliche Lösung finden. [3]

Die Landeskonferenz der Studierendenschaften Mecklenburg-Vorpommerns (LKS M-V) spricht sich eindeutig für eine Anschlusslösung des 9-Euro-Tickets aus. Gerade in einem ländlich geprägten Bundesland ist ein bezahlbarer Zugang zum bundesweiten Nahverkehr eine wesentliche Grundlage für nachhaltige Mobilität.

Aktuell werden Studierende durch verschiedene ÖPNV-Projekte (z.B. MIRROR) bereits unterstützt. Jedoch sind die Tickets nur auf den Landkreis Rostock beschränkt und die finanzielle Schmerzgrenze mit bis zu 130€ pro Semester ist bereits erreicht. Das 9-Euro-Ticket zeigt allerdings, dass bezahlbare Mobilität bundesweit möglich sein kann.

Die Landeskonferenz der Studierendenschaften Mecklenburg-Vorpommerns fordert deswegen die Einführung eines 365-Euro-Tickets für Studierende. Für 365€, also rund 30,50€ monatlich, soll der bundesweite öffentliche Nahverkehr 365 Tage genutzt werden können. „Die Einführung des Tickets würde für Studierende eine wesentliche Verbesserung der Mobilität bedeuten und eine große finanzielle Entlastung schaffen“, so Kristin Wieblitz, LKS-Sprecherin für bundesweite Vernetzung.

Fast jeder dritte Studierender lebt unter der Armutsgrenze. Bei den alleinlebenden Studis sind es sogar 79 Prozent. [4] Die Energiekrise lässt aktuell die Wohnkosten erheblich steigen. [5] Das Studierendenwerk Rostock-Wismar muss aufgrund der Mehrkosten im kommenden Jahr etwa 1,1 Mio. Euro auf die Mieten der Studierende abwälzen. Zum Wintersemester 2022/23 sind das ca. zehn Euro monatlich und zum Jahreswechsel sogar 25-50 Euro. [6] Auch die lang überfällige BAföG-Reform schmälert die Problematik nicht.

Das Statistische Bundesamt stellt in einer Pressemitteilung vom 11.08.2022 dar, dass der Eisenbahnverkehr durchschnittlich um mehr als 40 Prozent zum Vergleichsmonat 2019 gestiegen ist. Gerade bei Reisen zwischen 30 und 100 Kilometern ist die größte Erhöhung des Reiseaufkommens zu verzeichnen. Dabei ist das Verkehrsaufkommen auf der Straße im Durchschnitt nicht gesunken. [7] Dies zeigt, dass viele Menschen erst durch das bezahlbare Ticket in der Lage waren, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. „Das 9-Euro-Ticket hat die Attraktivität des Nahverkehrs immens erhöht. Gerade Studierende gehören klar zu der Gruppe, die auf kostengünstigen Nahverkehr angewiesen ist. Eine 365-Euro-Ticket wäre eine enorme Möglichkeit für die Lebensrealität der Betroffenen.“ erklärt Janne Döscher, LKS-Sprecher für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Neben der gesteigerten Mobilität und finanziellen Entlastung bringt ein dauerhaftes Ticket weitere Vorteile: Autofahrer*innen können langfristig auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen und so die Umwelt entlasten. Des Weiteren bestätigte das Statistische Bundesamt, dass das 9-Euro-Ticket dämpfend auf die Inflation wirkt, wodurch diese im Juni und Juli sank. [8] Diesen Trend gilt es fortzusetzen.

Die Landeskonferenz der Studierendenschaften MV fordert die Landesregierung MV auf, die Initiative zu ergreifen und gemeinsam mit Bund und Ländern ein 365-Euro-Ticket zu entwickeln. Die Forderung richtet sich ebenso an das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, um schnellstmöglich eine Anschlusslösung für Studierende und andere benachteiligte Gruppen zu schaffen.

Quellen
[1] https://www.regierung-mv.de/Aktuell/?id=182422&processor=processor.sa.pressemitteilung
[2] https://www.regierung-mv.de/Aktuell/?id=182539&processor=processor.sa.pressemitteilung
[3] https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/9-Euro-Ticket-Kommt-einnorddeutscher-Nachfolger,neuneuroticket246.html
[4] Paritätische Forschungsstelle: Armut von Studierenden in Deutschland. Aktuelle empirische Befunde zu einer bedarfsorientierten Reform der Berufsausbildungsförderung in Deutschland, 17.05.2022.
[5] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_336_611.html
[6] https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/erste-uni-in-mv-senkt-temperatur-inhoersaelen-0849185508.html
[7] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_339_12.html
[8] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_336_611.html